Weintouren am Gardasee: Genuss zwischen Lugana und Valpolicella
Wer am Ostufer des Gardasees unterwegs ist, landet irgendwann unweigerlich bei einem Glas Wein. Oder zwei. Vielleicht auch bei einer ganzen Tour – und das ist gut so. Denn diese Ecke Norditaliens hat mehr zu bieten als nur Seeblick und Spaghetti. Zwischen den Reben von Lugana und den Hügeln von Valpolicella lässt sich der Gardasee nochmal ganz neu entdecken. Schluck für Schluck.
Lugana: Weißwein mit Charakter
Lugana – das klingt nach Sonne, leichtem Wind vom See und einem kühlen Glas auf der Terrasse. Der gleichnamige Wein stammt aus der südöstlichen Ecke des Gardasees, zwischen Desenzano, Peschiera und ein paar stilleren Orten, die man meist nur kennt, wenn man mal falsch abgebogen ist. Und genau da beginnt das Gute.
Die Reben wachsen auf kalkhaltigem Lehm, das Klima ist mild – perfekte Bedingungen für den Trebbiano di Lugana (auch Turbiana genannt). Das Ergebnis? Ein Weißwein, der frisch ist, aber nicht belanglos. Manchmal floral, manchmal mineralisch. Und mit einer angenehmen Säure, die sich gut in Szene setzt, ohne zu dominant zu sein.
Viele Winzer in der Region setzen mittlerweile auf Qualität statt Masse. Es lohnt sich, kleinere Weingüter zu besuchen – etwa Cà dei Frati, Ottella oder Tenuta Roveglia. Wer Glück hat, bekommt eine Führung mit Blick hinter die Kulissen. Wer Pech hat, trinkt trotzdem guten Wein.
Der Vorteil hier: Die Wege sind kurz. Man kann problemlos mehrere Weingüter an einem Tag anfahren, ohne sich zu hetzen. Auto sollte man allerdings stehen lassen – oder jemanden fahren lassen, der nicht mittrinkt (gibt’s solche Leute?).
Valpolicella: Rotwein mit Tiefe
Ein Stück weiter östlich, Richtung Verona, wird’s hügeliger. Und rot. Die Region Valpolicella ist bekannt für kräftige Weine wie den Amarone, den man nicht einfach so nebenbei trinkt. Sondern eher dann, wenn es ernst wird – beim Essen, beim Gespräch, manchmal auch beim Leben.
Die Basisweine aus Valpolicella Classico sind leichter, fruchtiger, aber nie flach. Corvina, Rondinella und Molinara heißen die Rebsorten, die hier die Hauptrolle spielen. Klingt poetisch – ist aber vor allem Handwerk.
Interessant ist der sogenannte Ripasso, ein Wein, der auf dem Trester des Amarone erneut vergoren wird. Dadurch bekommt er mehr Tiefe, mehr Würze. Mehr Wucht. Ideal, wenn man etwas will, das zwischen leichtem Rot und schwerem Amarone liegt.
Empfehlenswerte Stopps? Allegrini, Tommasi, Le Salette oder kleinere Familienbetriebe wie Corte Archi. Hier geht’s oft noch persönlich zu – mit Geschichten, Ecken und Kanten. Manchmal sitzt man am Küchentisch, manchmal im Probierraum mit Ausblick.
Praktisches & Persönliches
Wer ernsthaft Weintouren plant, sollte Termine vereinbaren. Viele Weingüter sind klein, manche spontan, andere streng getaktet. Und: Auch wenn’s verlockend ist – zu viele Stopps an einem Tag bringen nichts. Zwei, maximal drei Weingüter reichen. Danach wird’s anstrengend. Oder fahruntüchtig.
Gut kombinieren lassen sich Weintouren mit kleinen Ortschaften: Bardolino, Lazise, Colà, San Giorgio di Valpolicella. Hier isst man gut, schaut schön und kann den Wein direkt in passender Atmosphäre ausklingen lassen. Tipp am Rande: Der Sonnenuntergang über dem See schmeckt mit einem Glas Lugana einfach besser.
Ach so – wer kein Auto hat (oder keins fahren will), kann auch auf geführte Touren zurückgreifen. Gibt’s mit Bus, Van oder Fahrrad. Letzteres nur für Sportliche. Oder Masochisten.
Fazit: Weniger ist mehr
Der Gardasee ist kein Geheimtipp. Aber er überrascht immer wieder. Gerade abseits der üblichen Pfade zeigt sich, wie vielfältig, bodenständig und charmant der Weinbau hier ist. Ohne Chichi, ohne Kitsch. Dafür mit Geschmack – und Charakter.
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Weintouren am Ostufer des Gardasees: Entdecke Lugana und Valpolicella – zwei Weinregionen, die mehr bieten als nur schöne Aussichten. Persönliche Tipps, Weingüter und Genuss ohne Klischees.
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